Zur Zeit keine Vermittlung von Patenschaften für Kinder möglich (09.11.2021) Ein offenes Ohr für die Nöte der Familien Schwester M. Agnes Balint berichtet:
Auch in Siebenbürgen (Rumänien Anmerkung Diakon Nenno) leiden die
Mallersdorfer Schwestern unter den Einschränkungen, die ihnen der Kampf gegen
das Virus und die Pandemie abverlangt. Schwester M. Ágnes Bálint berichtet von
ihren Bemühungen, mit den Kindern Kontakt zu halten und ein Förderprogramm
anzubieten.
Wir sind in vielen
Bereichen eingeschränkt, die sonst zu unseren „normalen“ Aufgaben gehören. Die
Versorgung der Obdachlosen musste anders gelöst werden. Wir konnten zeitweise
keine Menschen mehr aufnehmen, die in akuter Not leben und auch jegliche
Besuche bei den Familien und alten Menschen mussten eingestellt werden
Viele haben ihre Arbeit verloren und somit auch
ihre Lebensgrundlage. In Odorhei wurden zum Beispiel alle Textilfabriken
geschlossen, die in früherer Zeit mehrere hundert Menschen beschäftigten. Nur
für kurze Zeit gibt es ein meist geringes Arbeitslosengeld, so dass die Not in
den Familien und in der Gesellschaft wächst.
Auch bei uns wurden die Schulen und die
Kindergärten geschlossen und die Lehrerinnen und Erzieherinnen mussten auf
„Fernunterricht“ ausweichen. Besonders bedürftige Schulkinder erhielten ein
„Tablet“, damit sie am Lernprogramm überhaupt teilnehmen können.
Bereits im März 2020 wurde aufgrund der
Epidemie der Besuch des Kindergartens für alle Kinder in Rumänien verboten. So
versuchten wir Erzieherinnen mit Hilfe von Facebook die Kinder zu erreichen und
die Themen unseres Programms an die Kinder zu bringen. Anfangs erhielten wir
viele positive Rückmeldungen. Die Eltern schickten Fotos ihrer Kinder wie sie
zuhause „arbeiteten“, gemalte Bilder und Videos von gelernten Gedichten
erreichten uns.
Als wir im Herbst den Neustart des
Kindergartens ins Auge fassten, mussten wir den strengen Vorschriften gemäß
viele Vorbereitungen treffen: Im Raum wurden alle Sachen entfernt, die nicht desinfiziert
werden konnten: Teppiche, Vorhänge, Spielsachen. Wir holten noch Tische dazu,
um den Kindern einen Platz im Abstand von wenigstens einem Meter geben zu
können. Wir bemühten uns redlich, damit endlich die Kinder kommen dürfen. Eine
staatliche Kontrolle gab dann die Starterlaubnis.
Meine Erfahrung war, dass die Kinder sich sehr
schnell an die neue Situation anpassen konnten. Für uns Erzieherinnen war dies
belastender. Doch trotz der vielen Vorsichtsmaßnahmen mussten wir bereits Mitte
Oktober nach kaum sechs Wochen wieder die Türen schließen.
Nun bemühten wir uns wieder, die Kinder über
die sozialen Netzwerke zu erreichen. Für die Erzieherinnen wurde eine eigene
Lern-Plattform eingerichtet. Unsere Angebote wurden sowohl vormittags wie auch
nachmittags gesendet, damit die Eltern, die in verschiedenen Schichten
arbeiteten, die Möglichkeit hatten, das Programm für die Kinder zu starten.
Unseren Kindergarten besuchen 90 Kinder, doch
auf unsere Nachfrage nahmen höchstens ein Drittel der Kinder an unserem
Programm teil. Wir Erzieherinnen bemühten uns mit den Eltern bestimmte Zeiten
festzulegen. Doch oftmals nahmen nur zwei bis vier Kinder am Programm teil,
manchmal war auch nur ein Kind zugeschaltet.
Ich habe dies als sehr kräfteraubend und
frustrierend empfunden. Sicher war es vor allem für die Eltern sehr belastend,
dass sie neben ihrer Berufsarbeit auch noch für die Förderung ihrer Kinder viel
Energie verwenden mussten. So war für mich wichtig, dass ich vor allem auch für
die Mütter und Väter ein offenes Ohr hatte, um ihre Sorgen und Nöte anzuhören.
Ich freue mich auf einen „normalen Kindergartenalltag“ und sehne den Tag
herbei, an dem dies wieder möglich ist.
Auszug aus der
Mallersdorfer Zeitschrift „Im Blickpunkt“ 01/2021