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Ceausescu, Dracula und Waisenhäuser, das Image Rumäniens in Deutschland
 
Vertreter der rumänischen Regierung, Tourismusorganisation sowie die Bevölkerung Rumäniens sehen einige der momentanen Probleme des Landes oft in einem schlechten Image Rumäniens im Ausland begründet. Daher galt es zu überprüfen, ob tatsächlich ein solch negatives Image von Rumänien auch in Deutschland existiert und welche möglichen Konsequenzen dies hat. Hierzu wurde im Jahr 2004 am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster eine Studie durchgeführt. Bei dieser wurden 70 Bundesbürger zu ihrem Rumänien-Image befragt. 
Das Image einer Nation ist eine sehr komplexe aus drei Teilen bestehende Einstellung. Sie setzt sich aus Wissen und Emotionen in Bezug auf eine Nation zusammen; gemeinsam beeinflussen diese auch das darauf bezogene Verhalten. Wie ein Image entsteht kann sehr unterschiedlich sein, denn im Grunde kann fast jedes Ereignis beziehungsweise jeder Gegenstand zur Formung eines Images einer anderen Nation beitragen (vgl. Kunczik 1990: 4). Nicht nur historische oder aktuelle Ereignisse, sondern auch berühmte Persönlichkeiten, kulturelle Schätze und auch wirtschaftliche oder militärische Macht können dabei eine Rolle spielen. Auch die Informationsquellen sind vielfältig: Neben direktem Kontakt mit Land und Leuten z.B. bei Reisen sind häufiger noch Erzählungen von Bekannten, Darstellungen im Fernsehen oder in der Literatur entscheidend. Rumäniens Image in Deutschland hat sich nun im Verlauf der letzten 100 Jahre sehr gewandelt: In der Literatur wurde von Rumänien noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein recht positives Bild vermittelt. Dieses veränderte sich mit dem 1. Weltkrieg drastisch. Die Darstellungen Rumäniens wurden von diesem Zeitpunkt zunehmend negativ. Ob für diese Entwicklung nun der vermeintliche Verrat des Königreichs Rumänien durch den Eintritt in den Krieg 1916 auf der Seite der Alliierten verantwortlich ist (vgl. Golczewski 1981: 119), oder die Instrumentalisierung des gesamten Balkans als "Europas bequemes Vorurteilteil" (Todorova 1999: 1) - als chaotisches und gefährliches Gegengewicht zum entwickelten Teil Europas - ist umstritten. Einen Eindruck vom aktuellen Bild Rumäniens liefern die Ergebnisse der in Münster durchgeführten Befragung: Diese lassen sich in fünf Hauptaspekte zusammenfassen: Historische und vergangene Ereignisse in Rumänien sind bekannter als aktuelle Entwicklungen. Der allgemeine Kenntnisstand der Befragten über Rumänien ist gering, insbesondere was neuere Ereignisse und Entwicklungen in Rumänien angeht. Dies wurde von der Selbsteinschätzung der Studien-Teilnehmer bestätigt, die ihre Kenntnisse ebenfalls als unzureichend bewerteten. Sie konnten sich an den Diktator Ceausescu erinnern und wussten von den deutschstämmigen Siebenbürger Sachsen. Bekannt waren zusätzlich Rumäniens anhaltende Probleme mit Armut, Korruption und Umweltschutz. Weniger informiert waren die Befragten über die positive wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre oder den angestrebten EU-Beitritt. Gleichfalls hatten die meisten noch nichts von der NATO-Mitgliedschaft oder den bedeutenden Kulturdenkmälern Rumäniens gehört. Die Einstellung zu Rumänien ist geprägt von Negativität und Desinteresse. Die persönliche Einstellung der Befragten zu Rumänien war tendenziell eher abgeneigt. Einigkeit herrschte bei der Einschätzung, dass Rumänien weltweit kein hohes Ansehen besitzt. Rein gefühlsmäßig wurde Rumänien von den Meisten als auf keinen Fall zur EU passend oder zugehörig empfunden, da sie dieses Land für modern hielten. Neben eingeschränktem Wissen und der negativen Haltung Rumänien gegenüber berichteten viele der Befragten zusätzlich von ihrem generell fehlenden Interesse am Land. Kontakt zu Land und Leuten kommt höchstens im Urlaub in Frage.
Wegen der schönen Natur in Rumänien Urlaub zu machen kommt für die Befragten noch am ehesten in Frage. Aus beruflichen Gründen dorthin umziehen, würde die Mehrheit der Befragten jedoch auf keinen Fall. Als Gründe wurden hierfür unter anderem angegeben, Rumänien sei ein schönes, dafür aber ein armes und unsicheres Land, dessen Sprache man überdies nicht spreche.

Rumänien wird pauschal schlechter bewertet als die übrigen europäischen Nationen. Rumänien schnitt im direkten Vergleich zu anderen europäischen Nationen am schlechtesten ab. Der unmittelbare Nachbar Bulgarien wurde sogar auch noch besser bewertet. Im Gegensatz zu Deutschland wird Rumänien als ärmer, gefährlicher, rückständiger, weniger demokratisch, ungebildeter und unordentlicher beschrieben. Die Möglichkeiten für deutsche Unternehmer in

Rumänien zu investieren, schätzten die Befragten als gering ein. Die Bedeutung Rumäniens für Deutschland wurde deshalb als eher unwichtig gewertet. Vorstellungen und Wissen von Rumänien haben vielfache Quellen. Als wichtigste Quellen für Informationen über Rumänien ergab die Befragung an erster Stelle Fernsehen, gefolgt von Zeitungen, Schule, Erzählungen von Familienangehörigen und Freunden sowie Bücher. Dabei konnten sich nur wenige an konkrete Rumänien bezogene Sendungen oder Ereignisse erinnern. Dies entspricht dem Mechanismus der Entstehung von Images im Gehirn: Informationen zur Bildung von Nationen-Images werden nämlich meist nebenbei aufgenommen, Einstellungen werden unbewusst und nicht explizit gebildet. Eine eindeutige Hauptquelle für imageprägende Aussagen ließ sich nicht ermitteln, was jedoch aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren und relevanten Informationskanäle für
Nationen-Images auch zu erwarten war. Insgesamt sind die negativen Aspekte des Images in einigen Punkten zwar noch angemessen,  hätten aber vor zehn Jahren noch eher auf die Realität zugetroffen.

Völlig außer acht gelassen wird jedoch die positive vorwärtsgewandte Entwicklung Rumäniens in den letzten Jahren, die Rumänien immerhin für einen EU-Beitritt qualifizierte. Gerade die häufige Erwähnung von Ceausescu zeigt, dass die nach wie vor prägenden Informationen über Rumänien schon einige Jahre alt sind. Es fällt auf, dass die Informiertheit über die gegenwärtigen Entwicklungen in Rumänien unzureichend ist. Dabei kann die ablehnende Grundhaltung nicht durch zeitgemäßes negatives Faktenwissen belegt werden. Trotzdem wird die Einstellung aufrechterhalten. Da Nationen-Images über lange Zeit sehr stabil sind, verwundert dieser Befund nicht. Das Rumänien-Image der Gesellschaft wird sich erst zeitverzögert an neue Gegebenheiten im Land anpassen. Um diesen Prozess zu unterstützen, eignen sich neben vermehrten persönlichen Kontakten und ungeschönte, aktuelle Informationen, insbesondere die Präsentation von positiven Ereignissen und Entwicklungen, die peu a peu das Bild von Rumänien verändern werden. 

 Von Kathrin Kissau (Rumänienrundbrief Nr. 24)